Über 170 Jahre Deutsche Schule Rom

Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg

Die Anfänge der Deutschen Schule Rom sind mit der Frühgeschichte der evangelischen Gemeinde verbunden. Die zunächst für 1837 vom preußischen Gesandten Bunsen geplante Errichtung einer evangelischen Elementarschule scheiterte am Widerstand des Papstes. Erst im Jahre 1851 konnte der Schweizer Kandidat der Theologie Wirz eine kleine evangelische Privatschule eröffnen. Ein Jahr später wurde auch eine deutsche katholische Schule (S. Maria dell´Anima) gegründet, die bis 1878 bestand. 1867 wurde im Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol, dem Sitz der preußischen Gesandtschaft, eine evangelische Elementarschule eingerichtet.

Im Herbst 1903 wurde eine interkonfessionelle („paritätische“) Schule gegründet, die 1904 in eine von einem Schulverein getragene und vom Deutschen Reich unterstützte Schule verwandelt wurde, woraufhin die evangelische Schule auf dem Kapitol geschlossen wurde. Im Oktober 1904 gab es noch zwei weitere deutsche Schulen in Rom: die von nationalprotestantischen Kräften errichtete evangelische Schule auf dem für den Kirchenbau vorgesehenen Gelände zwischen Via Sicilia, Via Toscana und Via Sardegna, und eine katholische deutsche Schule, die wegen zu geringer Schülerzahl 1907 ihren Betrieb einstellte. 1909 schloss sich die evangelische Schule der interkonfessionellen Schule an.

1910 wurde ein Schulgebäude in der Via Zucchelli 16 erworben. Nach dem Eintritt Italiens in den 1. Weltkrieg blieb die Schule geschlossen, ihr Schulgebäude wurde in der Folge von Italien beschlagnahmt.

Von 1921 bis zum Ende des 2. Weltkrieges

1921 konnte die Schule wiedereröffnet werden. Bereits 1925 besuchten sie 100 Schüler, ein Drittel davon Italiener, die jedoch infolge von Mussolinis Schulgesetz, das italienischen Staatsbürgern verbot, ausländische Privatschulen zu besuchen, entlassen werden mussten.

1937 konnte die erste Abiturprüfung an der Deutschen Schule Rom abgehalten werden. Aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen zog die Schule 1938 in die Via Savoia um, wo der Schulverein mit großzügiger finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes ein Grundstück mit Gebäude erworben hatte. 

Trotz des wachsenden Einflusses der Nationalsozialisten seit 1936 gelang es Schulleiter Dr. Kurt Döhner, eine gewisse Distanz zum Nationalsozialismus zu wahren. So konnten jüdische Schüler weiterhin die Schule besuchen. Allerdings wurde Dr. Döhner 1942 seines Amtes enthoben. Im Zusammenhang mit den zunehmenden Luftangriffen auf italienische Städte, dem Vorrücken der alliierten Truppen und dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 wurde die Schule zusammen mit den anderen deutschen Schulen in Italien ins Dorf Tirol bei Meran ausgelagert.

Nach dem 2.Weltkrieg bis zum Memorandum 1975

Nach der Eröffnung einer katholischen Schule bei S. Roberto Bellarmino im Herbst 1949 verständigten sich 1950 die Vertreter der deutschsprachigen katholischen und evangelischen Kirchengemeinden auf die Gründung eines Schulvereins als Träger einer überkonfessionellen christlichen Schule, wobei er sich als Rechtsnachfolger des alten Schulvereins verstand. Der Unterricht fand im ersten Jahr im evangelischen Gemeindehaus, dann in der Via dei Gracchi 297 (Prati) und ab 1954 in der Via Innocenzo X 12/16 auf dem Monteverde statt. Nach der Rückkehr in die Via Savoia stieg die Schülerzahl auf über 900 Schüler, so dass Kindergarten, Grundschule und Orientierungsstufe in Gebäude in der Nähe des heutigen Schulgeländes ausgelagert werden mussten, bis 1985 das heutige, großzügig gestaltete Schulgebäude bezogen werden konnte.

Von 1975 bis heute

Der Abschluss eines Abkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Italien (das sogenannte „Memorandum“) im Jahre 1975 veränderte den Status der Schule grundlegend: Die Schule wurde eine Begegnungsschule, was zu einem Anstieg der italienischen Schülerzahl auch in den höheren Klassen führte, denn das Abitur der deutschen Schulen in Italien wurde durch das Memorandum auch durch den italienischen Staat anerkannt. Im selben Jahr trat die Reform der Oberstufe in Form der Einführung eines Kurssystems in Kraft. Im Zuge der Reformen des Schulsystems in Deutschland ist seit dem Schuljahr 2009/2010 auch an der Deutschen Schule Rom die verkürzte Gymnasialzeit von 9 auf 8 Jahre eingeführt worden (G8).

Literatur: Gerd Vesper, Die Deutsche Schule Rom. Konfessionalismus, Nationalismus, Internationale Begegnung, Husum 2011 (Historische Studien 499)