Auch in diesem Jahr fand zur Erinnerung an die Deportation der römischen Juden 1943 am 15. Oktober wieder die Veranstaltung „Ricordiamo insieme“ gemeinsam mit der Communita Ebraica di Roma statt. Schülerinnen und Schüler der 9., 11. und 12. Klassen der Deutschen Schule Rom nahmen daran teil.
Am Sabbat des 16. Oktober 1943 führten drei Hundertschaften SS-Polizeikräfte eine umfassende Judenrazzia in Rom durch. Die Aktion war geheim vorbereitet worden. Die meisten Juden waren ahnungslos. Sie wurden in ihren Wohnungen verhaftet und zwei Tage später vom römischen Bahnhof Tiburtina direkt nach Auschwitz deportiert. Von den über eintausend Deportierten kehrten nach dem Krieg nur fünfzehn Männer und eine Frau zurück.
Die Gedenkveranstaltung begann am Montag, den 15. Oktober um 15.30 Uhr am Obelisken auf dem Petersplatz, von wo aus sich die Teilnehmer dann in Stille durch den Gianicolotunnel in Richtung Piazza della Rovere zum Ex Collegio Militare begaben. Im Innenhof des Collegio wurden die verhafteten römischen Juden 1943 zunächst vor ihrer Deportation zusammengetrieben.
Hier begann dann der sehr bewegende Teil der Gedenkveranstaltung mit der Verlesung der Namen der deportierten Juden, untertützt von einer Video-Projektion mit dem Titel „Quanta memoria ancora?“, in der die Namen der Deportierten jeweils einzeln eingeblendet wurden. Im Anschluss daran wurden Grußworte unter anderem durch Oren David, den Israelischen Botschafter beim Heiligen, sowie von Ruth Dureghello, Präsidentin der Communita Ebraica di Roma, durch Riccardo Di Segni, den Oberrabiner der jüdischen Kultusgemeinde Roms und von Dr. Michael Jonas, dem neuen Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Roms verlesen.
Besonders bewegend war das persönliche Zeugnis eines der wenigen Überlebenden der Deportation, Nando Tagliacozzo, einem Familienangehörigen der der Deportierten, der die Ereignisse des 16. Oktober 1943 im Detail schilderte.
In allen sehr bewegenden Ansprachen und Grußworten wurde an das traurige Ereignis vor 75 Jahren erinnert und angemahnt, das geschehende unfassbare Verbrechen niemals zu vergessen. Dabei äußerten sich die Repräsentanten der jüdischen Gemeinde besonders besorgt über das Wiederaufleben antisemitischer Tendenzen in Europa. Am Ende der Veranstaltung wurde eine neue Gedenktafel anlässlich des 75. Jahrestages der Deportation enthüllt, die am Ex Collegio Militare angebracht werden soll.
Dr. Dietrich Bäumer